Liebe Mitchristen,

nachdem das pfarrlichen Leben in Folge der Corona-Pandemie in den letzten beiden Jahren deutlich eingeschränkt war, nehme ich seit diesem Frühjahr wahr, dass wieder mehr möglich wird und sich deshalb die Frage stellt, wie es in der Pfarrei Hl. Christophorus und ihren fünf Gemeinden weitergeht. Es gilt, Weichen zu stellen und die Pfarrei unter den veränderten Umständen neu auszurichten. Viel Positives ist in dieser Zeit gewachsen und manch Überkommenes verschwunden, – leider auch viel Liebgewonnenes. So ist auch Trauerarbeit gefragt, denn es wird immer deutlicher, dass es nicht mehr so werden wird wie es vorher.
Als Pfarrer stellt sich mir da die Frage, ob ich noch der richtige bin, diesen Aufbruch zu begleiten und mit zu gestalten. Zwei Gedanken sind hier für mich leitend:
Schon bei der Rückkehr aus meiner Auszeit habe ich sehr deutlich gespürt, dass sich in unserer Pfarrei viel verändert hat und dass es manches, was mir persönlich wichtig und wertvoll war, so nicht mehr gab. Ich befürchte, dass ich restaurativ denke, wo neues gefragt wäre, – und das ist nicht hilfreich.
Hinzu kommt, dass die Zeit, die ein Pfarrer in einer Pfarrei seinen Dienst versieht, endlich ist. Zehn bis zwölf Jahre gibt das Bistum als Richtschnur vor. Seit 2011 bin ich schon da. Wäre es nicht vermessen, mit dem Blick auf ein ohnehin absehbares Ende meiner Zeit bei Ihnen diesen Aufbruch noch mitgehen zu wollen? Mit welcher Dynamik und Kraft könnte man gestalten, wenn man wohl schon beim ersten Etappenziel nicht mehr dabei sein wird. Nein, das ist nicht hilfreich.
Hinzu kommt, dass in den 16 Jahren, die ich nun leitender Pfarrer bin, Verwaltung und Bürokratie kontinuierlich zugenommen haben; trotz verschiedenster Unterstützungs-versuche des Bistums kommt bei den Pfarrern vor Ort wenig spürbare Entlastung an. Anforderungen, Vorgaben und Verantwortung sind erdrückend geworden. Ich selbst habe mich bewußt entschieden, Seelsorger zu sein, meinen Glauben an einen Gott, der wesentlich Beziehung ist, mit den mir anvertrauten Menschen zu teilen und in Kontakt mit ihnen erfahrbar werden zu lassen. Dies ist mir in den aktuellen Strukturen der Pfarrseelsorge im Bistum Speyer kaum möglich. Statt am Schreibtisch mit Zahlen, Buchstaben und Paragrafen möchte ich wieder mehr mit Menschen arbeiten.
Diese Überlegungen sowie weitere persönliche Gründe haben mich bewogen, im März bei einem persönlichen Gespräch mit unserem Bischof, meinen Verzicht auf das Amt des Pfarrers der Pfarrei Hl. Christophorus Waldsee anzubieten. Nach längerer Bedenkzeit hat der Bischof meinen Verzicht angenommen und stellt mich – meinem Wunsch entsprechend – zum 1.9.2022 für den Dienst als Krankenhauspfarrer am Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz frei.

Im Gottesdienst am 17.7.2022 in Waldsee werde ich mich offiziell von Ihnen verabschieden, danke, aber schon heute allen, denen ich in den letzten elf Jahren begegnen und mit denen ich ein Stück gemeinsamen Weges gehen durfte.

Ihr scheidender Pfarrer

Frank Aschenberger